In dieser Nacht hatte Fenya wieder Träume. Träume von großem Leid, von Blut und Mord, von ihrer Familie. Schweißgebadet wachte sie auf und ruckte erschrocken hoch. "Nur ein Traum" dachte sie im ersten Moment, aber dann spürte sie etwas Warmes an ihrer unbedeckten Haut. Sie war nackt und als sie an sich herunterblickte sah die das ganze Blut. Ihre Decke, ihr ganzes Bett schien voll von warmen Blut zu sein. Sie fühlte Angst, denn sie wusste nicht, wo sie war und woher das ganze Blut stammt. Langsam nahm der dunkle Raum Konturen an. Es war ihr altes Zimmer. "Wie komme ich hier her?" fragte sie sich, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und sie ihren Vater sah. "Fenya...hilf mir". Sein Gesicht war ebenfalls blutüberströmt, als Fenya hinter ihrem Vater eine zweite Person erkennen konnte. Im nächsten Moment sah Fenya die Dolchspitze, die nun aus der Brust ihres Vaters ragte und das dämonische Grinsen der Person hinter ihm. Sie konnte das Gesicht nicht erkennen, es war irgendwie seltsam verzerrt. Fenya wollte zu ihrem Vater, wollte ihm helfen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Das Blut schien sie am Bett festzukleben. Mit einem grauenvollen Todesschrei sank ihr Vater zu Boden und die Person hinter ihm rief mit einer entsätzlichen Stimme: "Du bist die nächste, kleine Fenya!"

Dann wachte sie tatsächlich auf. Tränen liefen über ihr Gesicht und sie erkannte langsam den Wald und ihre Großmutter, die sie in ihre Arme geschlossen hatte. "Shhht..du hast geträumt Fenya." Hatte sie das wirklich? Der Traum schien so real zu sein. Erst jetzt bemerkte sie, wie fest sie ihren Dolch umklammerte und spürte das Brennen in den Handflächen. Langsam lockerte sie den Griff, mit ihrer linken Hand hielt sie die Klinge fest umschlossen. Das warme Blut lief ihr langsam durch die Hand. Ihre Großmutter sprach ein paar magische Zeilen und die Wunde schien sich langsam zu schließen. "Beruhige dich mein Kind, hier kann dir niemand etwas anhaben." Langsam bemerkte Fenya, dass ihr hier tatsächlich keine Gefahr droht. "Diese Wunde konnte ich heilen, manche Wunden heilen ein Leben lang nicht. Du wirst das noch lernen müssen mein Kind."